Hitze wirkt sich nicht nur auf die Leistung von Nutztieren aus, sondern auch auf ihr Wohlbefinden. Wenn Tiere über eine längere Zeit zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind, tritt der sogenannte Hitzestress ein. Wie sich diese Überhitzung bemerkbar macht und was Bäuerinnen und Bauern dagegen tun, ist von Tier zu Tier unterschiedlich.
Text: LID Sabrina Flückiger / Jonas Ingold / Daniel Thür;
Hühner: lieber im Stall statt draussen
Hühner können nicht schwitzen und leiden unter Hitze. Ihre Körpertemperatur regeln sie über ihren Kamm und über die Kehllappen. Sogenannte Luftsäcke helfen der Regulation. Bei grosser Hitze fressen sie weniger und legen kleinere Eier. Auch das Legeverhalten wird beeinflusst. Die Hühner legen ihre Eier später am Tag. Laut Daniel Würgler, Präsident von GalloSuisse und selbst Halter von Legehennen, können Bäuerinnen und Bauern im Vorfeld schon viel gegen den Hitzestress ausrichten. «Zum einen ist der Standort des Stalls wichtig sowie sein Mikroklima. Ausserdem spielt es eine grosse Rolle, wie der Stall gebaut wurde. Eine gute Deckenisolation kann bereits viel vorbeugen», erklärt Daniel Würgler. Die Belüftung ist ein weiterer zentraler Punkt in Sachen Kühlung. Die Zuluft und Abluft müsse optimal funktionieren. Würgler arbeitet zusätzlich mit einer Luftbefeuchtung in seinem Stall. «So kann man die Luftfeuchtigkeit erhöhen und die Temperatur im Stall zwischen einem und drei Grad senken», so der GalloSuisse-Präsident. Heikel werde es, wenn es am Abend nicht mehr abkühle. Zusätzlich hilft ein gedeckter Aussenbereich. Dieser bietet den Hühnern Schatten und Sicherheit. Auch Bäume sind sehr wertvoll, da diese das Klima angenehmer machen. Schlussendlich sind die Hühner aber am liebsten drinnen. «Man kann das Ganze auch mit uns Menschen vergleichen: Wo halten wir uns während der Mittagshitze auf? Drinnen oder im Schatten», bemerkt Daniel Würgler.
Schweine: Abkühlung ist gefragt
Schweine mögen keine Hitze. Für die Tiere liegen die optimalen Temperaturen zwischen 18 und 25° C. Im Gegensatz zu Menschen können sie wie die Hühner nicht schwitzen, weil sie keine Schweissdrüsen haben, was ihnen die Regulierung der Körpertemperatur erschwert. Gemäss einer Studie von Agroscope und BLV sind die wichtigsten Indikatoren für eine Hitzebelastung bei Mastschweinen die Atemfrequenz, die Oberflächentemperatur der Haut sowie die Lage beim Liegen. Wenn den Schweinen nämlich zu warm ist, suchen sie kühle und feuchte Böden und legen sich ausgestreckt auf der Seite hin, um möglichst viel Kontakt mit dem kühlen Untergrund zu haben. Laut einem Bericht von SUISAG und Suisseporcs hilft in den Ställen unter anderem eine zentrale Befeuchtung der Zuluft. Im Auslauf verschaffen Duschen eine Abkühlung. Nieder- und Hochdruckvernebelungssysteme werden als effektivste Abkühlungsmöglichkeit eingeschätzt. Auch Unterflurluftansaugung und Wassersuhlen sind im Einsatz. Somit entstehe ein länger anhaltender Kühleffekt.
Kühe: je heisser, desto weniger Milch
Die Wohlfühltemperatur von ausgewachsenen und laktierenden Kühen hängt von der Milchleistung ab. Bei 25 kg pro Tag liegt sie zwischen 4 bis 16° C, bei 35 kg pro Tag zwischen 0 und 12° C. Das heisst je höher die Milchleistung, desto tiefer die Wohlfühltemperatur. Ist es zu heiss, vermeiden die Kühe jegliche Anstrengung. Im Gegensatz zu den Schweinen liegen sie weniger und stehen lieber, damit sie die Wärme besser verdunsten können. Zusätzlich atmen sie stärker und schneller. Kühe können ausserdem schwitzen. Wenn das passiert, ist es aber meist schon zu spät und die Kuh leidet unter Hitzestress. All das ist anstrengend und setzt Flüssigkeit voraus. Schon bei normalen Temperaturen trinken Kühe bis zu 150 Liter pro Tag. Bei hoher Milchleistung und Hitze saufen sie sogar bis zu 250 Liter pro Tag. Laut Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation der SMP, achten die Bäuerinnen und Bauern auf verschiedene Punkte. Unter anderem darauf, dass die Kühe immer genügend Schatten und Wasser zur Verfügung haben oder auf den Zeitpunkt der Weide. Die Kühe werden bei heissen Temperaturen vor allem in der Nacht rausgelassen. Im Stall werde zur Kühlung mit Ventilatoren für frische Luft gesorgt. Die Berieselung durch Wasser im Stall kühle die Tiere ebenfalls ab. «Im Vordergrund steht das Tierwohl, das nicht leiden darf, aber natürlich auch die Leistung der Kühe», sagt Reto Burkhardt. Der Hitzestress wirkt sich nämlich unter anderem auf die Milchleistung sowie auf den Stoffwechsel aus. «Ein durch Hitze belasteter Organismus kann nicht die gleiche Leistung erbringen. Das geht uns Menschen ja ähnlich», so Reto Burkhardt.