Weinfelden. Krisen gehören zum Leben dazu, keine Frage. Doch es gibt Menschen, die Krisen besser meistern als andere, sie sind resilienter. Christina Kind, die Coaching für Eltern und Familien anbietet, erläuterte am Bäuerinnenforum in Weinfelden, was helfen kann, stürmische Zeiten zu überstehen. Eingeladen zum Anlass, an dem auch eine stattliche Anzahl Männer teilnahmen, hatte die Kommission Frauen in der Landwirtschaft des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL).
Stefanie Giger
Netzwerk pflegen
Wichtig ist laut Christina Kind, dass man sich und seinem Umfeld in guten Zeiten Sorge trägt, nicht erst, wenn man in einer Krise steckt. Ein erster Schritt dazu ist die Selbstreflexion, also sich hin und wieder fragen: Was mache ich da? Wie geht es mir dabei? Was ist mir oder uns gelungen und was nicht? Unentbehrlich ist ein Netzwerk, auf das man sich verlassen kann. Dieses müsse man aber auch pflegen, betonte die Referentin. «Wenn meine Mitmenschen wissen, dass ich über schwierige Situationen sprechen kann, trauen sie sich auch eher, nachzufragen, wenn es mir mal nicht so gut geht.»
Kind erwähnte noch einen dritten Punkt: Sich regelmässig Auszeiten nehmen und sich selber Gutes tun. «Eigentlich wissen wir das alle und doch geht das oft unter, weil wir uns die Zeit nicht nehmen.» Aber es stärke eben die innere Kraft und das Selbstvertrauen, wenn man sich selber wertschätze. Kind präzisierte: «So wie ich bin, das ist mein Werkzeug und damit begegne ich der Welt. Wenn ich diesem Werkzeug nicht Sorge trage, steht es nicht zur Verfügung, wenn ich es brauche.» Dafür zu sorgen, dass es einem gut gehe, sei die einzige Verantwortung im Leben, die man nicht an jemand anderen delegieren könne.
Zuhören und nachfragen
Wie man damit umgeht, wenn es jemandem anderen schlecht geht, war ein weiterer Aspekt von Christina Kinds Referat. «Ratlosigkeit am Anfang einer Krise ist völlig normal», sagte sie. Wichtig sei, der betroffenen Person nicht Ratschläge zu geben, sondern nachzufragen. Sätze wie «Ichsehe, dass es dir nicht so gut geht. Möchtest du darüber reden?» würden viel mehr helfen als die Bemerkung «Das müsstest du doch einfach so und so machen». Mit Nachfragen biete man seine Hilfe an. «Die Person kann selber entscheiden, ob sie diese annehmen will oder nicht.» Dann gebe es aber auch Notsituationen, in denen man sich professionelle Hilfe holen muss. Kind rät, sich wichtige Adressen rauszuschreiben, «in der Hoffnung, dass man sie nie braucht».
Zum Abschluss gab sie den Teilnehmer(innen) einen Tipp aus ihrem Alltag mit auf den Weg. Vor einem Familiengespräch legt sie jeweils drei Dinge auf den Tisch: eine Nuss, eine Kerze und ein Schokoladenherz, symbolisch für drei Fragen:
- Was ist im Moment deine grösste Knacknuss?
- Was ist dein Lichtblick?
- Was tut dir gut?
«Dann braucht es nur zweioffene Ohren und ein grosses Herz, um zuzuhören», schloss sie ihr Referat.
Respekt vor dem Amt
Wie wichtig ein funktionierendes Netzwerk ist, strich auch VTL-Präsidentin Maja Grunder in ihrem anschliessenden Grusswort heraus. «Ich hatte grossen Respekt vor diesem Amt. Es ist ein herausfordernder Job, vor allem bei Themen, an denen ich vorher nicht so nahe dran war.» Aber sie habe ein gutes Team im Vorstand und auf der Geschäftsstelle und eine Familie, die ihr zu Hause den Rücken stärke. «Die Arbeit macht mir Freude.» Als sie das Präsidium vor einem halben Jahr mit alleiniger Führung übernahm, sei ihre grösste Sorge gewesen, dass sie von den Bauernfamilien nicht akzeptiert würde, weil sie keine ausgebildete Landwirtin sei, gestand Grunder ein. Diese Ängste haben sich längst zerstreut. Der beste Beweis dafür war der minutenlange Applaus für die VTL-Präsidentin.