Landwirte und Jäger können gemeinsam dazu beitragen, dass junge Rehe vor dem Tod durch Vermähen bewahrt werden. Und es wird auch viel gemacht.
Jetzt kommt die Zeit, in der viele Rehkitze vermäht werden. Je nach Wetter fällt die Heuernte in die heikle Phase der ersten Lebenswochen der Rehe, in denen sich das Kitz bei Gefahr duckt. Von den Fahrzeugen aus kann der Bauer ein verstecktes Kitz nicht erkennen und es wird Opfer des Kreiselmähers. Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden dem kantonalen Amt für Jagd und Fischerei etwa 120 Kitze als vermäht gemeldet. Es dürfte noch eine grössere Dunkelziffer geben, da nicht alle Fälle erkannt werden. Landwirte und Jäger können gemeinsam dazu bei tragen, dass die Kitze vor dem Tod durch Vermähen bewahrt werden. Und es wird auch viel gemacht. Die Rehkitzrettung funktioniert dann optimal, wenn Jäger und Landwirte kooperieren. Die Jäger schätzen die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten. Mit einem neuen Flyer wird wieder einmal auf das rich
tige Vorgehen hingewiesen.
Rehe reagieren «falsch»
Die Natur ist nicht auf die Erntemaschinen als Feind eingestellt. Die Rehkitze ducken sich beim Herannahen des Motorenlärms und sind so kaum zu entdecken. Dass die Landwirte aber bei dem starken Zeitdruck im Heuet oft keine Zeit finden, Wiese für Wiese vorgängig abzusuchen, ist verständlich.
Am Vorabend verblenden
Die beste Möglichkeit, Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren, ist das sogenannte Verblenden. Am Vorabend der Mahd werden weisse Tücher, helle Futtersäcke, Baustellenlampen oder sogar bunte Ballone in dem zu mähenden Abschnitt aufgehängt. Die Rehgeiss reagiert beunruhigt auf diese Veränderung und holt in der Nacht ihren Nachwuchs aus der gefährdeten Wiese. Allerdings tritt bald Gewöhnung ein und daher es ist wichtig, dass das Verblendmaterial rasch wieder entfernt wird, wenn der Schnitt nicht innerhalb von einem bis zwei Tagen erfolgen kann.
Kontrollsuche mit Drohnen
Das Absuchen mit Drohen ist nur früh am Morgen möglich. Der Wärmeunterschied der Kitze im Gras verschwimmt, wenn die Sonne das Gras erwärmt, und die Kitze sind nicht mehr zu finden. Das relativ kleine Zeitfenster für den Drohnenflug verlangt ein gutes Zeitmanagement. Wird ein Kitz gefunden, muss es gesichert werden.
Kitz nie berühren
Wird ein Kitz gefunden, darf es auf keinen Fall berührt werden, die Rehgeiss könnte es sonst abstossen. Mit einem Grasbüschel wird es sanft aufgehoben und in die nächste sichere Deckung getragen. Die Kitze bleiben meist reglos und zusammengerollt in der neuen Deckung. Zur Sicherheit kann man sie aber auch mit einem Harass kurzzeitig an der Rückkehr hindern. Die Geiss findet dank den Fieptönen ihr Kitz später wieder.
Die Jäger kontaktieren
Heuwiesen verblenden gehört zu den Hegeaufgaben der Jägerinnen und Jäger. Die Landwirte sind eingeladen, Hilfe durch die Jägerschaft in Anspruch zu nehmen, indem sie bei Bedarf den lokalen Jagdaufseher anrufen oder einfach einen ihnen bekannten Jäger.
Hunde an die Leine!
In der Phase des Setzens der Kitze sind die hochträchtigen Rehgeissen langsam und können von Hunden leicht gehetzt, verletzt oder gar getötet werden. Für das Kitz ist das der sichere Tod. Die Thurgauer Jäger weisen mit Kleinplakaten auf die aktuelle Situation hin. Auch wenn keine allgemeine Leinenpflicht besteht, muss der Hund doch unter Kontrolle sein. Werden Rehe verletzt, ist der Hundehalter haftbar. Deshalb sollen auch Hunde an Waldrändern und bei hohen Heugraswiesen unbedingt angeleint bleiben. Verantwortungsbewusste Hundehalter halten sich an diese Regel und schützen so die Rehe.