Alles was Landwirte wollen, ist die Ernährungsgrundlage sicherstellen. Doch dafür braucht es mehr Verständnis von Konsumentinnen und Konsumenten
«Die regenerative Landwirtschaft kann ein Weg sein», sagte Peter Haldemann, der Präsident der neu gegründeten Kommission «Zukunft Landwirtschaft» vom Verband Thurgauer Landwirtschaft. Die Kommission hat zum Podium «Brot und Fleisch eine Konkurrenz?» am vergangenen Samstag im Rahmen der Wega ins Bildungszentrum in Weinfelden eingeladen. Podiumsteilnehmer sind Landwirt Peter Schweizer, SVP-Nationalrat Manuel Strupler sowie die grünliberale Nationalrätin Tiana Moser und Piera Waibel, Projektleiterin regenerative Transformation von Agrokultur Systemen. Haldemann begrüsste rund 100 Besucherinnen und Besucher in der Aula am BBZ.
Die Podiumsleiterin Katharina Sarafimova, Mit-Initiantin der Organisation Regenerate fragt in die Diskussionsrunde nach einer Fehlentwicklung, «die über den Konsum angeschaut werde». Podiumsteilnehmer Peter Schweizer erklärt Faktoren wie ein gesunder Gesamtkreislauf in der Landwirtschaft zum Thema. Tierhaltung brauche Diskussion. Schweizer setzt auf Dialoge bei der Entwicklung der Geflügelproduktion. Thematisiert wird am Podium Verwaltung und Bürokratie.
Waibel sagt: «In der Agroökologie sind Tiere integriert.» Die Preise seien falsch, Umweltkosten nicht im Preis enthalten. Das neue Konsumentengesetz bringe mehr Klarheit. Nationalrat Manuel Strupler will Anreize schaffen, gemeinsam in der Kommission aktiv Lösungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft suchen. Dazu brauche es nicht nur Reglementierungen, sondern unternehmerisches Denken. GLP-Kantonsrat Ueli Fisch sagt: «Wir wollen zu guten Lösungen beitragen.»
Finanzierung sichern
«Die Lösung von Problemen liegt in der Finanzierung. Schulungen, Weiterbildung, Information bilden eine Brücke zu Massnahmen», erklärt Waibel. Ergebnisse sind erst in sieben Jahren zu erwarten. Waibel betont, dass es eine Finanzierung mit Investoren geben könnte. Wichtiger seien möglichst wenig Störungen, die den Boden belasten.
Peter Schweizer meint: «Den Pflug wollen wir nicht verteufeln, sondern alles im richtigen Moment tun.» Dazu gehört die Begleitung für Landwirte. «Die Zusammenarbeit mit dem Arenenberg ist gut, etwa in Bodenkursen.» Es gehe um Wissen aneignen, Finanzierung stehe nicht im Vordergrund. Die Moderatorin sprach vom «Hamsterrad», in dem sich Landwirte befinden. Serafimova bestätigt: «Landwirte arbeiten viel und fühlen sich unter Druck». Die Frage sei eher, wie ein Dialog der Landwirtschaft und Politik aussehen könnte. Podiumsteilnehmerin, GLP Nationalrätin Tiana Angelina Moser meinte, dass man dies aufzeigen müsse. Im Budget der Landwirtschaftspolitik sollen Fehlanreize rausgenommen werden, welche Folgen auf die Ernährungsgrundlage haben. Das heisse, die Weichen für Biodiversität sollten anders gestellt sein.
Junge Landwirte motivieren
Die Ernährungssicherheit der Schweiz sei ein Garant, dass Betriebe bestehen bleiben. Strupler will mehr Information, Begeisterung in junge Landwirte wecken, Mut machen. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft sei den Familienbetrieb hochhalten. Der Anteil an Landwirten beträgt lediglich 3 Prozent. Konsumenten der Schweizer Landwirtschaftsprodukte müssten besser informiert sein. Waibel plädiert für Aufklärung über saisonale Produkte. «Druck entsteht durch die öffentliche Debatte», so Tiana Moser. Herausforderungen sind das massive Insekten- und Vogelsterben, Pestizid im Trinkwasser. Gesunde Böden bräuchten Biodiversität, doch im Mittelland sehe die Situation anders aus als im Thurgau. Dialoge zwischen urbaner und ländlicher Bevölkerung müssten intensiviert werden, um bei den 97 Prozent Anteil der Bevölkerung mehr Verständnis zu wecken.
Auch Konsumenten seien in der Pflicht, sind sich die Podiumsteilnehmer einig. Fakt sei, dass teure Produkte nicht mehr gekauft werden. Deshalb liege es daran, den Konsumenten zu sensibilisieren.
Die Podiumsdiskussionsteilnehmer sind sich einig: Dieser erste Austausch kam genau rechtzeitig. Wie Strupler es in Worte fasste: «Beissen Sie in einen Thurgauer Apfel. Wecken Sie die Sehnsucht und betrachten den ganzen Baum. Glauben Sie an die Zukunft der jungen Bauern.» Also ganz nach dem Motto: Anfangen und gut machen. Dann ziehen die Landwirte mit.