Aufgrund der schlechten Witterung fiel die letztjährige Ernte der Schweizer Imkerinnen und Imker buchstäblich ins Wasser: Die Honigernte war 75 Prozent kleiner als im Vorjahr und der Honig wurde wegen der Knappheit im Verkauf auch teurer. Dafür war der geerntete Honig ein Erlebnis für die Sinne.
Allzu oft wurden die Honigbienen letztes Jahr vom Wetter gebremst: Während des kalten und nassen Frühlings sowie während des niederschlagreichen Sommers konnten die Bienen nur selten ausfliegen, um Nektar zu sammeln und die Wiesenblumen und Obstbäume zu bestäuben. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf die Honigernte, sondern auch auf den Geschmack des Honigs: Während die Bienen gewisse Trachten wetterbedingt verpassten, flogen sie in kurzen Phasen der Wetterberuhigung besondere Nektarquellen an, die sonst nicht in diesem Ausmass auf ihrem Speiseplan stehen.
Die Route wird geändert
Honigbienen würden generell möglichst effizient sammeln und prioritär Pflanzen mit gehaltvollem Nektar, grossen Mengen Nektar pro Pflanze und Standorte mit einem grossen Vorkommen an solchen Pflanzen anfliegen, erklärt Mathias Götti Limacher, Präsident des Dachverbands der Schweizerischen Bienenzüchtervereine Apisuisse. Wenn aber keine solchen vorhanden seien würden sie auf andere, welche sonst weniger beflogen würden, ausweichen. Starkregen und Hagelzüge hätten letzten Sommer beispielsweise eine anständige Waldtracht verhindert und so hätten die Honigbienen später anstatt dessen unter anderem Lindenblüten und späte Brombeerenblüten angeflogen.
Grössere Vielfalt
Das habe in der Folge auch den Geschmack des Honigs beeinflusst. Eine Erfahrung, die auch die Stadtimkerei «Wabe3» in Zürich gemacht hat: Die Pollenanalyse der letztjährigen Honigernte hat 60 verschiedene Pollen zutage geführt. Üblicherweise würden ihre Stadthonige etwa 15 bis 20 verschiedene Pollen enthalten, so «Wabe3». Die Vermutung liege nahe, dass auch den Stadtbienen die Massentrachten der grossen Stadtbäume gefehlt haben und die Bienen weniger dominante Trachten anfliegen mussten. Das habe einen äusserst exotischen Geschmack zur Folge gehabt, der die ganze Diversität der städtischen Pflanzen im Honig zum Ausdruck gebracht habe.
Fehlende Einnahmen
Das spezielle Honigjahr 2021 habe ausserdem für eine weitere Besonderheit gesorgt, ergänzt Bruno Reihl, der beim Imkerverband BienenSchweiz für das Ressort Honig zuständig ist: Efeuhonig. In der Zentral- und Ostschweiz habe der Efeu letztes Jahr früher als sonst und sehr üppig geblüht. «Die Bienen haben also Efeuhonig produziert, der einen Vanillegeschmack hat», erklärt Bruno Reihl. Dieser kristallisiere sich allerdings sehr schnell aus.
Allerdings währte die Freude nur kurz, denn die magere Schweizer Honigernte ist beispielsweise in der Deutschschweiz bereits verkauft. Und dies, obwohl Konsumentinnen und Konsumenten tiefer in die Tasche greifen mussten als sonst. Doch die höheren Preise haben das durch die schlechte Ernte entstandene Loch in den Kassen der Imkerinnen und Imker kaum stopfen können.