Bald schon drei Wochen sind vergangen, seit in Interlaken das Unspunnenfest stattgefunden hat. Als ehemaliger Schwinger und langjähriger technischer Leiter der Thurgauer bleibt mir natürlich der Sieg von Samuel Giger in bester Erinnerung. Aber nicht
diese grossartige Leistung veranlasst mich, hier über das Unspunnen zu schreiben. Vielmehr sind es die Werte, welche an jedem Schwingfest gelebt werden. Der Ursprung des Unspunnen-Festes ist aktueller denn je. Worum ging es den Gründervätern 1805? Um die stolze Pflege von Brauchtum und Tradition. Jodeln, Trachten, Schwingen, Älpler- und Hirtenleben. Es ging aber auch darum, das Nationalbewusstsein zu stärken und die Stadt- und die Landbevölkerung zusammenzubringen. Heute steht am Unspunnen das Schwingen im Vordergrund, aber immer noch herrscht ein besonderer Geist an diesem Fest. Für mich gibt es viele Verbindungen zwischen der Landwirtschaft und dem Schwingsport. An beiden Orten sind kräftige Männer am Werk, welche sich gewohnt sind, anzupacken. Viele Schwinger haben ihre Wurzeln im Bauernstand.
Schwingsport und Landwirtschaft teilen sich ähnliche Werte
Schwingsport und Landwirtschaft teilen sich ähnliche Werte. Man muss zuerst säen, oder eben trainieren, bevor man Erfolg ernten kann. Im Schwingen wie auch in der Landwirtschaft sind wir auf ein starkes Team, einen starken Verband, auf Unterstützung der Familie angewiesen. Und ja, auch in der Landwirtschaft haben wir viele «Zuschauer», fachkundige und weniger fachkundige. Leider sind nicht alle so fair wie das Schwingerpublikum, wenn man sieht, woran wir Bauern alles schuld sein sollen. Aber wir bekommen auch viel Zuspruch für unsere Produkte, gerade von der normalen Bevölkerung. Wir sind aber sicher gefordert, unsere Arbeit möglichst gut zu erklären. Denn wie im Schwingen ist es auch in der Landwirtschaft viel einfacher, als Zuschauer auf der Tribüne alles besser zu wissen. Und besonders in Bundesbern reden viel zu viele unwissende Zuschauer in der Landwirtschaftspolitik mit. Der Schwingsport hat es trotz zahlreichen Herausforderungen geschafft, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, ohne seine Werte aufzugeben, und ist damit so erfolgreich wie selten zuvor. Damit dies so bleibt, sind unzählige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer täglich im Einsatz für unseren schönen Nationalsport. Herzlichen Dank allen! Denn Traditionen kann man nur weitergeben, indem man sie lebt.
Wer putzt wem das Sägemehl vom Rücken?
Auch für unsere Landwirtschaft packen täglich unzählige Personen mit an und stellen ihre Zeit zur Verfügung. Und auch hier ist es wie beim Schwingen: Wenn wir unsere Werte, unsere Ideen und unsere Anliegen durchbringen möchten, müssen wir bereit sein, anzupacken. Wenn andere Kreise wieder mal neidisch auf unser gutes Lobbying sind, sind sie vor allem neidisch darauf, dass wir eben bereit sind, anzupacken. Diese Breitschaft spürt man auch jetzt wieder bei den Wahlen. Unzählige Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich aus unseren Kreisen zur Wahl. Es wird motiviert plakatiert und in Komitees mitgearbeitet. Dieser Einsatz ist grossartig. Gemeinsam sind wir bereit für den Schlussgang! Das heisst, wenn die Wahlunterlagen kommen, machen Sie es wie beim Einteilungsgericht am Schwingfest: Wählen Sie mit Bedacht aus, wer auf Ihren Wahlzettel kommt. Nehmen Sie Kandidatinnen und Kandidaten, die unsere Anliegen und Werte vertreten und auch wirkliche Wahlchancen haben, damit keine
Stimme der Landwirtschaft verloren geht. Wählen Sie Personen, die Rückgrat haben und bereit sind für den Schlussgang. Lassen wir uns von den Gegnern nicht auf den Rücken drehen. Oder in der Schwingersprache gesprochen: Kämpfen wir gemeinsam, dass wir den Gegnern am 22. Oktober das Sägemehl vom Rücken putzen können. Dafür müssen wir bis zum Schluss vollen Einsatz leisten und mobilisieren, herzlichen Dank dafür.
Manuel Strupler, Nationalrat, SVP Thurgau